Faktenbox zur Eierstockkrebs-Früherkennung durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen

Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Schaden der Ultraschalluntersuchung zur Eierstockkrebs-Früherkennung abzuwägen. Die Faktenbox richtet sich an Frauen, die den Ultraschall zur Eierstockkrebs-Früherkennung ohne gesundheitlichen Anlass (keine Symptome in Hinblick auf Eierstockkrebs) in Erwägung ziehen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.

Was ist Eierstockkrebs?

Die Eierstöcke gehören zu den weiblichen Geschlechtsorganen. Durch bösartige oder gutartige Zellveränderungen in einem der Gewebe der Eierstöcke kann sich ein Tumor (Geschwulst) bilden. Kommt es zu einem vermehrten und unkontrollierten Zellwachstum wodurch sich der Tumor in gesundes Nachbargewebe ausbreitet oder aus dem Tumorverband löst, spricht man von einem bösartigen Tumor oder Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). Eierstockkrebs bleibt in frühen Stadien oftmals unbemerkt, da nicht zwingend Beschwerden auftreten. Wenn der Tumor an Größe gewinnt, können Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung und Veränderungen in der Verdauung auftreten. Auch häufigeres Wasserlassen, eine unklare Gewichtsabnahme und eine Zunahme des Bauchumfangs können Anzeichen sind [4].

Etwa 13 von 1.000 Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs [5], von denen 10 daran sterben [6]. Frauen, die die Diagnose Eierstockkrebs erhalten, sind im Durchschnitt 68 Jahre alt. Ein Risikofaktor ist das zunehmende Alter. Zudem entsteht Eierstockkrebs häufiger bei Frauen, deren Verwandte ersten Grades (Mutter, Schwester) Brust- oder Eierstockkrebs hatten. Auch Übergewicht, Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit können das Risiko für die Entstehung von Eierstockkrebs erhöhen [5].

Zur Krebsfrüherkennung wird Frauen eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke angeboten.

Was ist die Ultraschallunter-suchung zur Eierstockkrebs-Früherkennung?

Früherkennungsuntersuchungen (auch Screening genannt) richten sich an Menschen, die keine Symptome in Hinblick auf die gesuchte Krankheit, in diesem Fall Eierstockkrebs, haben. Eierstockkrebs soll durch die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke beim Frauenarzt früher entdeckt und behandelt werden [5].

Mit einer Ultraschalluntersuchung können Organe und Blutgefäße innerhalb des Körpers dargestellt werden. Dabei werden die ausgesendeten Schallwellen von den verschiedenen Geweben unterschiedlich stark reflektiert und somit ein Bild erzeugt. Je nach Körperteil und Gewebe, kann es vorkommen, dass der Arzt oder die Ärztin etwas mehr Druck ausüben muss, um ein besseres Bild von dem zu untersuchenden Organ oder Gefäß zu bekommen. Schmerzen sollten jedoch nicht auftreten. Bei einem Ultraschall besteht im Gegensatz zu einer Röntgenuntersuchung keine Strahlenbelastung [7].

Bei der Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke wird der Ultraschallkopf in die Scheide eingeführt (vaginaler Ultraschall), um ein möglichst exaktes Bild der Eierstöcke zu erhalten und mögliche Gewebeveränderungen zu erkennen. Dies kann unangenehm sein, ist jedoch nicht mit Schmerzen verbunden [6].

Im Falle eines Tumorverdachts sind weitere bildgebende Untersuchungen möglich, wie z.B. Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Positronenemissionstomographie (PET), um zum Beispiel ein genaueres Bild zu bekommen oder das Ausmaß einer Gewebeveränderung zu beurteilen [5]. Gegenwärtig existieren keine wissenschaftlichen Belege, dass der Krankheitsverlauf verbessert oder das Risiko zu Sterben vermindert werden kann [4]. Eierstockkrebs, lässt sich verlässlich nur durch eine Operation feststellen. Hierbei wird der betroffene Eierstock entfernt und mikroskopisch untersucht, um den Krebsverdacht zu bestätigen oder auszuräumen [4; 5].

Wer kann die Eierstockkrebs-Früherkennung mit einer Ultraschalluntersuchung in Betracht ziehen?

Zur Früherkennung von Eierstockkrebs bieten viele Frauenärzte in Deutschland Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke an. Dies geschieht oft im Rahmen einer sogenannten gynäkologischen Krebsvorsorge. Bei Verdacht auf Eierstockkrebs — wenn Symptome, die darauf hindeuten, auftreten — werden die Kosten für diese Untersuchung von den Krankenkassen übernommen. Ohne Verdacht auf Eierstockkrebs ist diese Früherkennungsmaßnahme eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und muss von den Frauen selbst bezahlt werden [5].

Welche alternativen Früherkennungsuntersuchungen gibt es?

Frauen ab 20 Jahren können einmal im Jahr eine Untersuchung zur Krebsfrüherkennung beim Frauenarzt in Anspruch nehmen. Diese beinhaltet unter anderem das Abtasten des Unterbauches und Beckenraumes. Eine weitere Untersuchung im Rahmen dieser Krebsfrüherkennungsuntersuchung ist beispielsweise der Abstrich von Zellen am Muttermund zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Bluttests, wie der Test auf den Tumormarker CA-125 werden ebenfalls gelegentlich angeboten [8].

Die verfügbaren Studien zeigen für keine dieser Früherkennungsuntersuchungen einen Nutzennachweis. Das bedeutet, dass nicht festgestellt werden kann, ob wirklich Eierstockkrebs vorliegt. Weitere Untersuchungen sind bei einem Krebsverdacht notwendig [9].

Faktenbox Eierstockkrebs-Früherkennung
Faktenbox Eierstockkrebs-Früherkennung © Harding-Zentrum für Risikokompetenz
Was zeigt die Faktenbox?

In der Faktenbox werden die Teilnahme an der Eierstockkrebs-Früherkennung und die Nicht-Teilnahme hinsichtlich ihres Nutzens und Schadens miteinander verglichen.

Die Tabelle liest sich wie folgt:

Etwa 3 von je 1.000 Frauen starben mit und ohne Früherkennung innerhalb von durchschnittlich 11 Jahren an Eierstockkrebs.

Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Sie basieren auf einer großen Studie mit gut 200.000 Teilnehmerinnen. Sie erhielten 7 bis zu 14 Jahre lang fast jährlich Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke zur Früherkennung von Eierstockkrebs [1; 2].

Was ist noch zu beachten?

Bei der Interpretation der Ultraschallbefunde in der Studie wurde von ausgewählten Experten etwa einer von fünf Tumoren trotz jährlicher Untersuchungen übersehen oder war zum Zeitpunkt der Untersuchung zu klein, um erkannt zu werden [3].

Des Weiteren untersuchte die zugrundeliegende Studie die kombinierte Früherkennung aus Ultraschall und Bluttest auf den Tumormarker CA-125 in einem weiteren Studienarm. Auch hier starben in einem Zeitraum von durchschnittlich 11 Jahren genauso viele Frauen an Eierstockkrebs wie bei den Frauen ohne die systematische Früherkennungsuntersuchung mittels Bluttests auf CA-125. Eine Senkung der Eierstockkrebsspezifischen Sterblichkeit um 0 bis 1 von 1.000 Frauen, die mindestens 7 bis 14 Jahre lang Ultraschalluntersuchungen in Kombination mit Bluttests machen ließen, ist nicht ausgeschlossen [1].

Fehlalarme durch die Eierstockkrebs-Früherkennung bei Frauen ohne Symptome und familiäre Vorbelastungen können neben unnötigen operativen Eingriffen auch zu unnötiger Verunsicherung und psychischer Belastung für betroffene Frauen führen [2].

Liefern die Ergebnisse einen Beweis (Evidenz) für den Nutzen und Schaden der Eierstockkrebs-Früherkennung mittels vaginalem Ultraschall?

Die Beweislage wurde von den Autoren der eingeschlossenen Übersichtsarbeit ermittelt. Nach deren Bewertung ist die Beweislage insgesamt von guter Qualität.

Die dargestellten Ergebnisse stammen aus nur einer großen Studie. Aufgrund der geringen Zahl an Eierstockkrebs-Neuerkrankungen sind sehr große Studien notwendig, um festzustellen, ob der Nutzen eines Screening-Programms die Nachteile überwiegt, zu denen bei Eierstockkrebs die Operation und die Entfernung der Eierstöcke gehören. Darüber hinaus ist eine längere Beobachtungszeit notwendig, um das Ausmaß der Früherkennung auf die Sterblichkeit abschließend beurteilen und Schlussfolgerungen hinsichtlich der langfristigen Wirksamkeit ziehen zu können [1; 2].

Versionsverlauf der Faktenbox
  • März 2021 (Update der Recherche, keine neue Evidenz; Update des Begleittextes)
  • Juni 2016 (Erstellung)
Quellen

Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:

[1] Jacobs IJ, Menon U, Ryan A, et al. Ovarian cancer screening and mortality in the UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening (UKCTOCS): a randomised controlled trial. Lancet 2016;387(10022):945-56 doi: 10.1016/s0140-6736(15)01224-6.

[2] Henderson JT, Webber EM, Sawaya GF. Screening for Ovarian Cancer: Updated Evidence Report and Systematic Review for the US Preventive Services Task Force. JAMA 2018; 319(6):595-606.

[3] Menon U, Gentry-Maharaj A, Hallett R, et al. Sensitivity and specificity of multimodal and ultrasound screening for ovarian cancer, and stage distribution of detected cancers: results of the prevalence screen of the UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening (UKCTOCS). Lancet Oncology 2009;10(4):327-40 doi: 10.1016/s1470-2045(09)70026-9.

[4] Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und Stiftung Deutsche Krebshilfe (2020). Patientinnenleitlinie Eierstockkrebs. Abrufbar unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien/eierstockkrebs/ (24.03.2021).

[5] IGeL-Monitor. Transvaginaler Ultraschall zur Früherkennung eines Ovarialkarzinoms (2020). Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS); Essen. Abrufbar unter: www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/ultraschall-der-eierstoecke-zur-krebsfrueherkennung.html?no_cache=1 (24.03.2021).

[6] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2021). Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Abrufbar unter: www.gesundheitsinformation.de/ist-eine-ultraschalluntersuchung-zur-frueherkennung-von-eierstockkrebs-sinnvoll.html (23.03.2021).

[7] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2021). Wie funktioniert eine Ultraschalluntersuchung? Abrufbar unter: www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-eine-ultraschalluntersuchung.html (23.03.2021).

[8] IGeL Monitor. Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung (2020). Abrufbar unter: www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/ultraschall-der-eierstoecke-zur-krebsfrueherkennung.html?no_cache=1 (24.03.2021).

[9] Stiftung Gesundheitswissen (2021). Eierstockkrebs Früherkennung. Abrufbar unter: www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/eierstockkrebs-frueherkennung/frueherkennung (23.03.2021).