Aktuelle Meldungen

Unstatistik des Monats März 2020: Corona-Pandemie – Statistische Konzepte und ihre Grenzen

Noch ist ungewiss, wie sich die COVID 19-Pandemie weiter entwickeln wird. Die Unstatistik des Monats möchte in der aktuellen Situation helfen, zumindest bezüglich statistischer Konzepte etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Daher gibt es keine übliche Unstatistik, stattdessen werden wesentliche Konzepte und deren Grenzen erklärt. Ungeachtet der Tatsache, dass die wichtigsten Faktoren der Prognose der Ausbreitung von COVID 19 mit hoher Unsicherheit behaftet sind, muss in der aktuellen Situation die Eindämmung der Neuinfektionen absolute Priorität haben. Ob die derzeit ergriffenen Maßnahmen wirken, lässt sich zudem erst mit zeitlicher Verzögerung sagen. Ländervergleiche stoßen schnell an ihre Grenzen, weil Fallzahlen und Todesfälle nicht nach einheitlichen Verfahren erhoben werden. Hinsichtlich von Statistiken gilt derzeit das Prinzip, sich beim Fahren auf Sicht durch die skizzierten Modellrechnungen leiten, sich von Einzelinformationen jedoch nicht zu sehr beeindrucken zu lassen.

Coronavirus
© CDC via AP
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Umfrage der Technischen Universität Berlin zur Wahrnehmung der Situation durch das Coronavirus

Das Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft der TU Berlin fragt in einer Studie nach der subjektiven Risikowahrnehmung durch das Corona-Virus. An der Online-Umfrage können Menschen aus ganz Deutschland teilnehmen. Die Wissenschaftler*innen werden die Ergebnisse täglich auswerten und in Form von Grafiken auf ihrer Webseite veröffentlichen. Die Teilnahme an der Umfrage ist selbstverständlich anonym, es werden lediglich Alter, Geschlecht und Postleitzahl abgefragt. Alle Angaben sind freiwillig.

Worum geht’s? „Es geht uns darum zu lernen, wie die fast täglich neu kommunizierten Risiken bei der Bevölkerung wahrgenommen werden, welche Konsequenzen Menschen daraus ziehen und wie sich ihre Wahrnehmung und ihr Handeln in der weiteren Entwicklung der Pandemie verändern“. Geplant ist es, diese Umfrage für die Dauer der Corona-Krise aktiv zu halten und täglich auszuwerten. Im Idealfall würden die gleichen Personen den Fragebogen immer wieder im Verlauf der Pandemie ausfüllen, denn „der Vergleich mit anderen kann uns helfen, die eigenen Risiken einzuordnen und eventuell anzupassen“.

» zur Corona-Studie der TU Berlin
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Coronastudie TU

Studie zum Verständnis von Faktenboxen

Eine neue Publikation von Michelle McDowell vom Harding-Zentrum und Mitgliedern unseres Partner-Instituts, dem Winton Centre for Risk and Evidence Communication: Menschen verstehen und erinnern sich an den Nutzen und Schaden einer medizinischen Behandlung besser, wenn er in Tabellenform (also als Faktenbox) präsentiert wird, anstatt in Textform. 

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Screenshot Publikation

Unstatistik des Monats Februar 2020: Lungenkrebs-Screening rettet Leben

Die „ÄrzteZeitung“ gibt bekannt: “Lungenkrebs-Screening per Low-dose-CT rettet Leben“. Springer Medizin berichtet, CT-Screening reduziere die Lungenkrebssterblichkeit um 24 Prozent bei Männern, bei Frauen sogar um 35 Prozent. Der Standard empfiehlt: „Raucher in die Röhre schicken“, denn vor allem diese würden von der Low-Dose-Computertomografie als Früherkennungsmaßnahme profitieren. „Das wären für Österreich mehr als 1.000 gerettete Menschenleben jährlich“, erklärt APA-Science. Eine Flut von Pressemeldungen erklärt, dass nun bewiesen sei, dass Lungenkrebs-Screening Leben rette und man deshalb für die flächendeckende Einführung Milliarden ausgeben sollte.

Lunge
Creative Commons 4.0 BY-NC
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TED-Ed-Talk: "Why do people fear the wrong things?"

Ein neues Medikament reduziert das Herzinfarktrisiko um 40%. Die Zahl der Hai-Angriffe hat sich um den Faktor zwei erhöht. Wenn man einen Liter Cola pro Tag trinkt, verdoppelt sich das Risiko, an Krebs zu erkranken. All dies sind Beispiele dafür, wie Risiko in Nachrichtenartikeln dargestellt wird - und dies kann oft irreführend sein. Wie können wir also ein Risiko besser einschätzen? Dieses Video mit Text von Gerd Gigerenzer erklärt den Unterschied zwischen relativem und absolutem Risiko. [Regie/Animation: Visorama, Sprecher: Addison Anderson].

» zum Video (Englisch)

Screenshot TED-Ed-Talk

Kommunikationsproblem Naturgefahren: Wie lassen sich Hochwasserrisiken transparent und verständlich darstellen?

Um die Bevölkerung für drohende Unwetterereignisse besser zu sensibilisieren, hat der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen, ein Beratungsgremium des Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Mirjam Jenny (wissenschaftliche Leiterin des Harding‐Zentrums) und Nadine Fleischhut (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) mit der Erstellung eines wissenschaftlichen Gutachtens zur Verbesserung der Kommunikation über Gefährdungen durch Hochwasser und andere Naturkatastrophen beauftragt. Die Gefahrenlage soll gegenüber der Bevölkerung sowie potenziellen Versicherungsnehmern transparent und leicht verständlich dargestellt werden, um eine informierte Entscheidung über den Abschluss einer Versicherung zu ermöglichen.

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Hochwasser
© Jonathan Ford on Unsplash

Unstatistik des Monats Januar 2020: Google AI erkennt Brustkrebs besser als die erfahrensten Radiologen

Im Januar 2020 publizierte die Fachzeitschrift „Nature“ eine Studie über ein AI-System zur Brustkrebsfrüherkennung. AI steht dabei für „Artificial Intelligence“, also „künstliche Intelligenz“. Die Schlagzeile von nach-welt.com berichtete „Google AI erkennt Brustkrebs besser als die erfahrensten Radiologen“. Der Spiegel titelte „Wie künstliche Intelligenz künftig den Job von Ärzten übernimmt“. Ähnliche enthusiastisches Medienecho gab es weltweit. AI-Systeme werden in der Tat immer besser in der Krebsfrüherkennung, aber das ist nicht unser Punkt. Diese Unstatistik zeigt exemplarisch, wie AI-Erfolge in der Presse übertrieben werden und die Frage nach dem Nutzen für Patientinnen und Patienten nicht gestellt wird.

Mammogramme
© James King-Holmes, Science Photo Library
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Wissen, wo es langgeht | ZEIT ONLINE, 20.1.2020

ZEIT ONLINE zeigt drei Entscheidungsbäume (fast-and-frugal trees), die in unserem Projekt RisikoAtlas entwickelt wurden: Wie kann ich die Qualität von Informationen im Netz besser einschätzen, z.B. bei Gesundheitsinformationen, Produktrezensionen und Geldanlagen?
Einfache Entscheidungsbäume ähneln hierarchisch geordneten Checklisten. Sie gelangen anhand von wenigen zentralen Fragen, die jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden können, schnell zu einer Handlungsempfehlung.
 
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Infografik ZEIT-ONLINE