Grippeschutzimpfung für ältere Menschen (Influenzaimpfung)

Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Nebenwirkung einer Grippeschutzimpfung für ältere Menschen abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.

Was ist eine Grippe?

Eine Grippe (Influenza) ist eine Erkrankung, die durch das Influenzavirus ausgelöst wird. Zu den Symptomen einer Grippe zählen typischerweise hohes Fieber (zwischen 38°C und 40°C oder höher), Kopf-, Glieder- und Rückenschmerzen sowie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Heiserkeit [1, 2, 3].

Oft wird bei grippeähnlichen Symptomen von einer Grippe gesprochen, ohne dass auf das Influenzavirus hin untersucht wurde. Grippeartige Erkrankungen umfassen in erster Linie die Grippe sowie andere häufige Atemwegserkrankungen, deren Symptome (z.B. hohes Fieber, Husten) denen einer Grippe so ähnlich sind, dass die Erkrankung ohne Laboruntersuchung eines Speichelabstriches oder des Blutes, nicht von einer Grippe unterschieden werden kann [3].

Grippeähnliche Erkrankungen wie beispielsweise Erkältungen lassen sich durch die Grippeschutzimpfung nicht vermeiden.

Die Übertragung von Influenzaviren erfolgt überwiegend durch virushaltige Tröpfchen, die insbesondere beim Niesen oder Husten ausgeschieden und über eine geringe Distanz in die Atemwege von anderen Personen gelangen können. Auch über den Kontakt mit Oberflächen (z. B. Türklinken) oder Händen, die mit virushaltigem Sekret (Speichel, Auswurf) verunreinigt sind, kann man sich anstecken [2].

Was ist eine Grippeschutzimpfung?

Bei der Grippeschutzimpfung werden inaktive oder geschwächte Influenzaviren in den Muskel oder unter die Haut gespritzt. Das Immunsystem bildet daraufhin Antikörper für diesen speziellen Virus. Kommt eine Person in der Folge mit einem aktiven Influenzavirus derselben Art in Kontakt, kann das Immunsystem schneller auf das Virus reagieren und es bekämpfen [4].

 

 

Wer kann eine Grippeschutzimpfung in Betracht ziehen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt insbesondere Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung (z. B. ältere Menschen und Menschen mit chronischer Erkrankung) sich jährlich gegen die saisonale Influenza impfen zu lassen [2].

Wann sollte geimpft werden?

In den vergangenen Jahren hat die jährliche Grippewelle meist nach der Jahreswende begonnen. Da es nach der Impfung etwa 10 bis 14 Tage dauert, bis der Körper genügend Antikörper gebildet hat, empfiehlt die STIKO, sich im Oktober oder November impfen zu lassen. Es kann jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen (z. B. im Verlauf der Grippewelle) [2].

Welche alternativen Präventionsmöglichkeiten gibt es?

Die Einhaltung von Hygienemaßnahmen, z. B. regelmäßiges Händewaschen (insbesondere vor und nach dem Kontakt mit Risikopersonen) und Desinfektion von wahrscheinlich verunreinigten Flächen und Gegenständen (z. B. Türklinken) kann vor Infektionen schützen. Auch können das Abstandhalten zu Personen mit grippeähnlichen Symptomen und Maßnahmen zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte (z. B. ausgewogene Ernährung, sportliche Betätigung) das Infektionsrisiko senken [1].

Faktenbox Grippeschutzimpfung für Senioren (Influenzaimpfung)
Faktenbox Grippeschutzimpfung für Senioren (Influenzaimpfung) - © Harding-Zentrum für Risikokompetenz
Was zeigt die Faktenbox?

In der Faktenbox werden die Grippeschutzimpfung und keine Impfung hinsichtlich ihres Nutzens und ihrer Nebenwirkungen bei älteren Menschen ab 65 Jahren miteinander verglichen. 

Die Tabelle liest sich wie folgt:

Von je 100 gesunden älteren Menschen ohne Impfung litten innerhalb eines Jahres etwa 10 von je 100 an grippeähnlichen Symptomen. Von je 100 älteren Menschen mit Grippeschutzimpfung litten hingegen 6 an grippeähnlichen Symptomen [1]. Das bedeutet, dass 4 von je 100 älteren Menschen durch die Grippeschutzimpfung, vor grippeähnlichen Symptomen bewahrt wurden. Das bedeutet auch, dass 6 von je 100 Personen durch die Grippeschutzimpfung nicht vor einer Grippe bewahrt werden können. Zu welchen Personen man gehört, kann man nicht vorher wissen.

Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Die Zahlen zum Nutzen stammen aus randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt etwa 9.300 Teilnehmenden. Die Zahlen zu den Nebenwirkungen stammen aus randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt etwa 2.560 Teilnehmenden.

Für wen gelten die Zahlen in der Faktenbox?
 Alter von 18-29 Jahren Alter von 30-65 Jahren Alter ab 65 Jahren Risikogruppen 
Frauen --X-
Männer --X-

Erklärung der Symbole: X = für diese Personen gelten die Zahlen in der Faktenbox; (X) = auf diese Personen lassen sich die Zahlen unter Vorbehalt anwenden (in solchen Fällen ist eine Rücksprache mit ärztlichem Personal empfehlenswert); - = für diese Personen gelten die Zahlen nicht; ? = es ist unbekannt, ob die Zahlen für diese Personen gelten

Was ist noch zu beachten?

Der Nutzen einer Grippeschutzimpfung hängt direkt davon ab, welche Influenzaviren wo und wie stark verbreitet sind, und ob der in der jeweiligen Grippesaison gespritzte Impfstoff zu diesen Viren passt. Da jedes Jahr andere Viren stärker verbreitet sind, ist der Nutzen einer Impfung gegen das Influenzavirus für das jeweilige Jahr oder bei einem neuen Virus nicht genau vorhersehbar [6].

Auch bei einer geringeren Wirksamkeit des Grippeimpfstoffes, können aufgrund der Häufigkeit der Grippe viele (schwere) Erkrankungsfälle verhindert werden. In Deutschland werden selbst bei den aktuellen Impfquoten (im Schnitt etwa 35% der über 65-Jährigen) schätzungsweise circa 400.000 Influenza-Erkrankungen pro Jahr bei Personen über 60 Jahren verhindert [7, 8].

Durch eine Infektion mit dem Influenzavirus können sich verschiedene Vorerkrankungen verschlimmern, insbesondere bestimmte Herzerkrankungen. Der Zusammenhang ist noch nicht genau geklärt. Dennoch weisen verschiedene Studien darauf hin, dass die Grippeschutzimpfung eine Schutzwirkung gegen unerwünschte plötzlich auftretende kardiovaskuläre Ereignisse(z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt, Brustenge oder Tod) hat [1].

Liefern die Ergebnisse einen Beweis (Evidenz) für den Nutzen und die Nebenwirkungen der Impfung?

Die Beweislage wurde von den Autoren der eingeschlossenen Übersichtsarbeit ermittelt. Nach deren Bewertung ist die Beweislage insgesamt von niedriger bis moderate Qualität. Es ist wahrscheinlich, dass die Ergebnisse zu grippeähnlichen Symptomen und impfbedingten Nebenwirkungen durch weitere Forschung verändert werden (moderate Beweislage). Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ergebnisse zum Schutz vor unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen bei älteren Menschen mit akutem Koronarsysndrom oder chronischer Herzkrankheit, als Folge einer schweren Grippeerkrankung, durch weitere Forschung verändert werden (niedrige Beweislage).

Versionsverlauf der Faktenbox
  • Oktober 2024 (neues Design)
  • März 2023 (neues Design)
  • Juli 2021 (neue Recherche, Update der Evidenz, Update des Begleittextes)
  • Juli 2019 (Update der Evidenz, Update des Begleittextes)
  • August 2016 (letztes Update)
Quellen

[1] Demurtas, J., Celotto, S., Beaudart, C., Sanchez-Rodriguez, D., Balci, C., Soysal, P., ... & Maggi, S. (2020). The efficacy and safety of influenza vaccination in older people: An umbrella review of evidence from meta-analyses of both observational and randomized controlled studies. Ageing research reviews, 101118. Doi: 10.1016/j.arr.2020.101118.

[2] Robert Koch-Institut (RKI) (2020a). Aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Public Health. Impfstatus der Kinder und Jugendlichen in Deutschland. STIKO: Influenzaimpfungen in der COVID-19-Pandemie. Epid Bull 32/33. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/32-33_20.pdf (08.06.2021).  

[3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2019a, Oktober 23). Grippe. gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/grippe.html (08.06.2021).

[4] Buda, S., Prahm, K., Dürrwald, R., Biere, B., Schilling, J., Buchholz, U., & Haas, W. (2018). Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2017/18. doi: 10.17886/rkipubl-2018-003.

[5] Robert Koch-Institut (RKI). (2019, 30. Januar). Influenza - Häufig gestellte Fragen und Antworten zur Grippe. rki.de. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Influenza/FAQ_Liste.html;jsessionid=D138845A71D1096528DD8AD29856C00E.internet052?nn=2370434 (10.06.2021).

[6] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2019b, 23. Oktober). Wie viel Schutz bietet eine Grippeimpfung? gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/wie-viel-schutz-bietet-eine-grippeimpfung.html (08.06.2021).

[7] Robert Koch-Institut (RKI) (2020b). Kurz & Knapp: Faktenblätter zum Impfen. Influenza Impfung. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/Influenza.pdf? (08.06.2021). 

[8] Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020). Influenza: Impfquoten der über 65-Jährigen 2018, im internationalen Vergleich. https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/bevoelkerung-arbeit-soziales/gesundheit/Influenza-2.html (08.06.2021).

[9] Buda, S., Dürrwald, R., Biere, B., Buchholz, U., Tolksdorf, K., Schilling, J., Goerlitz, L., Streib, V., Preuß, U., Prahm, K., Haas, W. & AGI-Studiengruppe (2021). Influenza-Wochenbericht KW 20/2021; Arbeitsgemeinschaft Influenza – Robert Koch-Institut. https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/8276/Influenza_Wochenbericht_KW20_2021.pdf (08.06.2021).

 

Eine Dokumentation zur Ermittlung der Zahlen in der Faktenbox ist auf Anfrage erhältlich.