Faktenbox zu homöopathischen Mitteln bei akuten Atemwegsinfektionen im Kindesalter

Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Schäden von homöopathischen Mitteln bei akuten Atemwegsinfektionen im Kindesalter abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.

Was ist eine akute Atemwegsinfektion?

Bei akuten Atemwegsinfektionen handelt es sich um Entzündungen (Infektionen) der oberen oder unteren Atemwege. Sie werden häufig durch Viren ausgelöst. Es können Schnupfen, Husten, Schmerzen (z.B. Kopf-, Ohren-, Hals- oder Gliederschmerzen) sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber auftreten.

Kinder haben im Durchschnitt drei bis sechs mal im Jahr einen akuten Atemwegsinfekt [1].

Was sind homöopathische Mittel?

Homöopathische Mittel werden durch wiederholte Verdünnungsprozesse unter kräftigem Schütteln der entsprechenden Substanz (wie Kräuter oder Spurenelemente) in einem Lösungsmittel hergestellt. Man nimmt an, dass dieser Prozess (Potenzierung) Informationen der Substanz auf das Lösungsmittel überträgt [1].

Homöopathische Mittel werden als Alternative zur herkömmlichen Behandlung (z.B. mit Antibiotika) von Atemwegsinfektionen eingesetzt. Sie sind frei verkäuflich in der Apotheke zu erwerben, entweder aufgrund der Empfehlung eines Homöopathen oder aufgrund einer eigenen Auswahl [1].

Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine Alternative stellt in erster Linie das Abwarten auf das Abklingen der Symptome dar. Schmerzmittel, fiebersenkende, abschwellende oder schleimlösende Arzneimittel können in Abhängigkeit von den Beschwerden eingesetzt werden, um die Symptome etwas zu lindern [2].

Antibiotika

Antibiotika zählen zu den wichtigsten Medikamenten in der Behandlung von Infektionskrankheiten. Der Einsatz von Antibiotika bei akuten Atemwegsinfektionen ist jedoch umstritten, da Antibiotika lediglich helfen können, wenn die Erkrankung durch Bakterien verursacht wurde [2]. Bei einem akuten Atemwegsinfekt kann durch eine in der Praxis übliche rein körperliche Untersuchung (z.B. Abhören der Lunge, Begutachtung der Schleimhäute) nicht zwischen viraler oder bakterieller Ursache unterschieden werden. Erst eine Laboruntersuchung der Körpersekrete (z.B. des Nasensekrets, des Hustenauswurfs, der Rachenschleimhaut) kann darüber Aufschluss geben, ob die Atemwegsinfektion durch Bakterien ausgelöst wurde. Im Anschluss daran kann in Erwägung gezogen werden, ob ein Antibiotikum zum Einsatz kommen sollte oder nicht.

Es sollte beachtet werden, dass Antibiotika negative Auswirkungen auf natürlich vorkommende Bakterien (z.B. Darmbakterien) haben können und unter anderem Durchfall und Übelkeit verursachen. Zudem können allergische Reaktionen auftreten [2].

Faktenbox zu homöopathischen Mitteln bei akuten Atemwegsinfektionen im Kindesalter
Faktenbox zu homöopathischen Mitteln bei akuten Atemwegsinfektionen im Kindesalter © Harding-Zentrum für Risikokompetenz
Was zeigt die Faktenbox?

In der Faktenbox werden die Behandlung mit homöopathischen Mitteln und die Standardbehandlung (mit beobachtetem Abwarten und Antibiotikabehandlung, wenn keine Verbesserung nach drei Tagen eintrat) bzw. Placebo-Behandlung hinsichtlich ihres Nutzens und Schadens miteinander verglichen.

Die Tabelle liest sich wie folgt:

Etwa 70 von je 100 Kindern erholten sich innerhalb von 10 bis 14 Tagen von einem akuten Atemwegsinfekt, unabhängig davon ob sie homöopathische Mittel oder eine Standardbehandlung bzw. ein Placebo erhielten.

Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Sie basieren auf zwei Studien mit knapp 160 Kindern [1].

Was ist noch zu beachten?

Kinder erhielten auf ihre Symptome und Schwere der Atemwegsinfektion von einem Homöopathen abgestimmte homöopathische Mittel. Es wurden verschiedene Mittel in den Studien verschrieben. Zu den häufigsten zählten:

  • Pulsatilla nigricans
  • Chamomilla
  • Silicea
  • Schwefel
  • Mercurius solubilis
  • Calcium carbonicum.

Die Ergebnisse beider Studien weisen in unterschiedliche Richtungen. In einer Studie erholten sich mehr Kinder mit Homöopathie von der akuten Atemwegsinfektion, in der anderen Studie mehr Kinder mit Standardbehandlung.

Liefern die Ergebnisse einen Beweis (Evidenz) für den Nutzen und Schaden von homöopathischen Mitteln?

Die Beweislage ist insgesamt von sehr niedriger Qualität. Eine der beiden einbezogenen Studien weist ein sehr hohes Risiko für Verzerrungen auf. Weitergehend wurden in den Studien teilweise sehr wenige Kinder untersucht, was Einfluss auf die Aussagekraft der Ergebnisse hat. Weitere Forschung auf Basis von qualitativ hochwertigen Studien ist daher notwendig.

Versionsverlauf der Faktenbox
  • Juni 2018 (Erstellung)

 

Quellen

Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:

[1] Hawke K, van Driel ML, Buffington BJ, et al. Homeopathic medicinal products for preventing and treating acute respiratory tract infections in children. Cochrane Database of Systematic Reviews2018(4) doi: 10.1002/14651858.CD005974.

[2] Smith SM, Fahey T, Smucny J, et al. Antibiotics for acute bronchitis. Cochrane Database Syst Rev2017;6:CD000245. doi: 10.1002/14651858.CD000245.pub4